Am Samstag trat die Wettkampf- und Trainingsgemeinschaft (WTG) Heckengäu beim Aufstiegswettkampf zur 3. Bundesliga in Oberhausen im Ruhrgebiet an. Das Team der Gemeinschaftsriege setzte sich in einem hochspannenden Wettkampf gegen die starken Kontrahenten aus Vinnhorst (Niedersachsen) und Heidelberg-Kirchheim (Baden) durch. Die WTG musste sich am Ende lediglich dem hessischen Team aus Sulzbach geschlagen geben, das sich extra für diesen Wettkampftag einen russischen Nationalturner eingekauft hatte.
Weil der Austragungsort des Aufstiegswettkampfes im 500 Kilometer entfernten Ruhrgebiet lag, entschloss sich das Heckengäu-Team um den sportlichen Leiter Wayne Jaeschky bereits am Freitag anzureisen und eine Nacht im Hotel zu verbringen. Ausgeruht, gut eingeturnt und per Los dem favorisierten Boden als Startgerät zugeteilt, startete die WTG am Samstag um 10 Uhr in den Wettkampf. Mit von der Partie waren die TG Pfalz (3.-Liga-Absteiger), der TSV Kierspe (Nordrhein-Westfalen), der TuS Vinnhorst II (Niedersachsen), die TSG Sulzbach (3.-Liga-Absteiger, Hessen) und die SG Heidelberg-Kirchheim (Baden). Für den Erst- und Zweitplatzierten winkten am Ende die Aufstiegs-Tickets für die 3. Bundesliga.
Der Auftakt am Boden verlief aus Trainersicht soweit zufriedenstellend. Am Pauschenpferd erlebten die Turner der WTG aber einen deutlichen Dämpfer. Philipp Lutz und Adrian Dudev patzten bei ihren Kürübungen und das Trainer-Team, bestehend aus Wayne Jaeschky, Eckart Schauerhammer und Andreas Zeile musste, um den Schaden für das Punktekonto möglichst gering zu halten, gleich zwei ihrer drei Joker einsetzen. Die Kampfrichter beenden dann das Werten und das Team darf einen anderen Turner unmittelbar ans Gerät schicken, dessen Leistung aber auf jeden Fall zählt. So begrenzten Peter Knemeyer und Lovis Spieß den Schaden.
Kapitän Nick Ackermann nutzte die Pause vor den Ringen und schwor seine Mannschaft nochmals darauf ein, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Zwar konnte das Niveau vom Kontrahenten Sulzbach nicht erreicht werden – es fehlten knapp vier Punkte – doch mit routinierten Übungen fanden die Turner aus dem Heckengäu wieder zurück in den Wettkampf. Am Sprung übertrafen sich die jungen Akteure gar selbst. Mit einem Tsukahara und drei Kasamatsusprüngen, die allesamt makellos ausgeführt wurden, holte sich die WTG starke 51 Punkte. Spätestens nach dem folgenden Barren, der ebenfalls ohne große Probleme absolviert werden konnte, war das Pauschenpferd-Debakel vom Anfang ausgebügelt und die Konkurrenz wohl etwas beeindruckt.
Am Reck sollte nun die Entscheidung fallen. Wie Sulzbach setzte auch Vinnhorst II auf einen ausländischen Turner, der aber trotz herausragender Leistung nicht mehr wie erhofft helfen konnte. Die WTG zelebrierte am Reck neben ihrer Aufholjagd in Richtung des zweiten Platzes eine sehenswerte Flugshow, mit schweren Tkatchev-Grätschen und Doppelsaltoabgängen. „Im Lager der Mannschaft fühlte man förmlich wie sich die Spannung bei den letzten vier Reckturnern immer mehr aufbaute“, sagte Jaeschky und erklärte weiter, dass eine Unachtsamkeit oder ein Sturz den Aufstiegsplatz hätte kosten können. Und so rückten die Heckengäuer eng zusammen und demonstrierten ihren Teamgeist. Arm in Arm, Schulter an Schulter bildeten sie eine Reihe und feuerten lautstark und geschlossen jeden der letzten vier Turner an. Mit Manu Tschurs sicherer Landung löste sich schließlich die Anspannung und die Heckengäuer wussten, dass sie den Aufstieg geschafft hatten. „Es war eine sehr emotionale und freudige Stimmung“, beschreibt Jaeschky, der mit seiner Mannschaft mehr als zufrieden ist. Auch die über 30 mitgereisten Fans hielt nichts mehr auf den Bänken.
Die Platzierungen:
1. TSG Sulzbach 278,40 Punkte
2. WTG Heckengäu 275,30 Punkte
3. TuS Vinnhorst II 273,80 Punkte
4. SG Heidelberg-Kirchheim 264,30 Punkte
5. TG Pfalz 256,25 Punkte
6. TSV Kierspe 254,20 Punkte
Gemeinsam freute man sich über das Geleistete und war stolz darauf, auch ohne Zukauf eines ausländischen Turners, nur aus eigener Kraft und mit eigenen Turnern den Aufstieg in die 3. Bundesliga geschafft zu haben. Nach der Aufstiegsserie in den vergangenen Jahren in der schwäbischen Liga (die zweite und dritte Mannschaft tritt hier weiterhin in der Bezirks- bzw. Verbandsliga an), beginnt ab Herbst nächsten Jahres nun ein neues großes Kapitel für die WTG – dann im Oberhaus des deutschen Turnens.
Stimmen:
Der Märkische Zeitungsverlag aus Lüdenscheid schreibt:
„Den Sieg des Wettkampfes feierte die TSG Sulzbach, die damit die 3. Bundesliga hält. Den Aufstieg feierte zudem als Tageszweiter die WTG Heckengäu – das Team aus der Nähe von Böblingen war in Sachen Körpersprache und Selbstanfeuerung der unbestrittene Sieger des Tages. Der TuS Vinnhorst II, nomineller Favorit, verpasste als Rangdritter den Aufstieg.“