Bei den Zweitligaturnern der Wettkampf- und Trainingsgemeinschaft (WTG) Heckengäu geht es am 23. September wieder los. Das Team der Gemeinschaftsriege, bestehend aus Turnern der Vereine SpVgg Renningen, SV Leonberg/Eltingen, TSV Gärtringen und VfL Herrenberg, geht zum wiederholten Mal in der 2. Bundesliga an die Geräte. Zunächst auswärts beim Verein Exquisa Oberbayern, während es eine Woche später in Renningen möglicherweise bereits um den Klassenerhalt geht.
Für den kürzlich neu gewählten Mannschaftskapitän Philipp Lutz (24), der in die Fußstapfen des langjährig amtierenden Nick Ackermann (26) tritt, zeichnet sich die Personalsituation dieses Jahr deutlich komfortabler ab. Im vergangenen Jahr startete die WTG als Nachrücker in der 2. Bundesliga Nord. Trotz aller Anstrengungen schaffte das Team keinen Wettkampfsieg, feierte aber jeden Punkte- und Gerätegewinn ausgiebig. Zumindest der letzte Heimwettkampf gegen das KTT Oberhausen wurde gewonnen – wenn auch nur auf dem Papier – und sicherte den Klassenerhalt.
Die Stammkräfte Lovis Spiess (26), Niccolò Spiess (21), Manú Tschur (22), Nick Ackermann und Lutz, bilden den starken Rumpf des Zweitliga-Teams. Am Boden ist vor allem Niccolò Spiess, der jüngere Bruder von Lovis, sehr stark und konstant, was er schon letzte Saison eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. „Am Pauschenpferd haben wir neben mir jetzt auch Manú als zusätzlichen starken Turner am Gerät“, erklärt Lutz. Am Sprung werden durchweg hochwertige Kasamatsu-Sprünge gezeigt, die in der 2. Liga Standard sind. Der Barren und das Königsgerät Reck werden vom Team der Gemeinschaftsriege ebenfalls konkurrenzfähig beherrscht. Einzig an den Ringen muss seine Mannschaft noch Überstunden einlegen.
Deniz Bulut (30), Jan Griesmeier (23), Peter Knemeyer (28), Julius Hottmann (20), Luis Weiß (25), Georg Ludwig (19), Adrian Dudev (20) und Julian Bleicher (28) ergänzen die Mannschaft als Gerätespezialisten. Neu im Team ist Nachwuchsturner Florian Ludwig (17), der aus der eigenen Verbandsliga aufrückt. Die Integration von eigenen Talenten ist dem Verein sehr wichtig. Er verzichtet nach wie vor konsequent auf den Zukauf internationaler Spitzenturner, was in der Deutschen Turnliga durchaus üblich ist und bei vielen Mannschaften maßgeblich zum Erfolg beiträgt.
„Ich denke, die neue Saison wird deutlich besser als die letzte“, gibt sich der Kapitän optimistisch. Er spielt damit auf das Verletzungspech in der vergangenen Runde an, bei dem teilweise nur mit vier Turnern, statt der damals erlaubten zehn, Wettkämpfe bestritten wurden. Durch den wieder erstarkten und größeren Kader, erwartet der Böblinger knappere Duelle. Entscheidend wird in seinen Augen der ersten Heimwettkampf sein. Mit dem TV Bühl habe sein Team schon früh einen „starken aber schlagbaren Gegner“ zu Gast, weshalb „alle Übungen sitzen müssen um eine Chance zu haben“. Als Saisonziel gibt er den Klassenerhalt aus. Dass dies kein unrealistisches Vorhaben ist, konnte die Mannschaft in den letzten Jahren eindrucksvoll beweisen, wenngleich die 2. Liga wohl das höchste der Gefühle sein dürfte, wenn man vom Zukauf nationaler oder internationaler Turner absieht. Dennoch schwebt über dem ambitionierten Gemeinschaftsteam auch in diesem Jahr wieder das Damoklesschwert. Rein rechnerisch könnte unter Umständen der Klassenerhalt mit einem Sieg erreicht werden. Doch das ist ein schmaler Grat, der mit Pech auch zurück in die 3. Liga führen kann.
Um ihr ehrgeiziges Ziel zu erreichen, muss die WTG an den Stellschrauben drehen, die sie zur Verfügung hat – zusätzliche Kräfte werden schließlich nicht eingekauft. Da wäre zum einen die Taktik, bei deren Festlegung der Kapitän maßgeblich beteiligt ist. Denn neben dem Formen eines Teams und der Stärkung des Zusammenhalts, kommt ihm auch die Aufgabe zu, in Zusammenarbeit mit den Trainern Eckart Schauerhammer und Andreas Zeile, die Gegner zu analysieren und damit die bestmögliche Taktik auszuarbeiten. In jeweils vier Mann-gegen-Mann-Duellen entscheidet sich an den sechs Geräten der jeweilige Profiteur und am Ende der Sieger des Wettkampfes. Durch geschicktes Setzen der eigenen Athleten können schwerere Gegner unter Umständen entschärft und nötige Punkte bei mittelmäßigen Darbietungen eingestrichen werden.
Die zweite wichtige Stellschraube ist zugleich auch die wichtigste für Lutz. „Unsere größte Stärke ist die Mentalität, die wir am Wettkampf immer zeigen“, beschreibt Lutz einen der Erfolgsgaranten. „Wir sind bekannt für unseren Zusammenhalt und die lautstarken Anfeuerungsrufe am Gerät“. Dass Lutz weiß, wovon er spricht, ist in Turnerkreisen bekannt. Sein Wort hat Gewicht. Bereits mit sechs Jahren hat er mit diesem anmutigen Sport begonnen. Sein Vater, selbst Turner und Trainer, hat ihn damals in Böblingen in die Halle mitgenommen und ihn zusammen mit seinen Turnfreunden trainiert. Vor fünf Jahren wechselte er dann mit dem Mannschaftsstartrecht zur WTG Heckengäu und hat sich seither vom Bezirksligaturner zu einer tragenden Säule im Bundesligateam entwickelt. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass Lutz kein Berufssportler ist und trotzdem viermal pro Woche in der Halle steht.
Die Konkurrenz in der 2. Bundesliga Süd hat es in sich. Altbekannt ist der VfL Kirchheim unter Teck, den die WTG schon aus den unteren Ligen sehr gut kennt. Im vergangenen Jahr belegte der VfL den ersten Platz in der 2. Liga Süd, gefolgt von der KTV Ries aus Bayern. Bei diesen beiden Teams kann die Gemeinschaftsriege nur versuchen, einzelne Scorepunkte zu holen und am Ende des Tages zweistellig sein. Das bayerische Trio TSV Monheim, Exquisa Oberbayern und TSV Buttenwiesen rangierte im vergangenen Jahr in der Tabellenmitte, jedoch mit sehr stabilen Leistungen. Hier ist für die WTG auf jeden Fall ein zweistelliges Scorepunkte-Ergebnis drin. Die Chance auf den dringend benötigten einen Sieg, sieht Lutz am ehesten bei den beiden badischen Aufsteigern aus der dritten Liga, TG Hanauerland und TV Bühl.
Möglicherweise entscheidet sich die Saison also am ersten Heimwettkampf in der Renninger Stadionsporthalle. Am Samstag, den 30. September ist der TV Bühl in der Rankbachstadt zu Gast und wird ab 16 Uhr ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfen. Beide Teams wissen, welche Aufgabe sie an diesem heißen Herbsttag zu erfüllen haben. Die beiden anderen Heimwettkämpfe finden am 21. Oktober (TSV Buttenwiesen; 16 Uhr) und am 11. November (TSV Monheim; 18 Uhr) statt.