Internationales Duell auf Augenhöhe

Ein Höhepunkt war für die Oberligaturner der WTG Heckengäu ihr letzter Wettkampf der Vorrunde. Das Team der Gemeinschaftsriege musste bei der Vorarlberger Turnerschaft in Österreich antreten. Wenn sich nun der ein oder andere Leser fragt, warum denn eine ausländische Mannschaft in der Schwäbischen Turnliga vertreten ist, dann lässt sich dies einfach beantworten. „In unserem Nachbarland gibt es keine eigene Turnliga“, weiß der sportliche Leiter Wayne Jaeschky. Und deshalb habe vor einigen Jahren der Ligaausschuss dem Antrag der Vorarlberger Turnerschaft zum Eintritt in die deutsche Liga zugestimmt. Seither behaupte sich das Auswahlteam aus Vorarlberg äußerst erfolgreich und gehöre „zu den klaren Favoriten in der Oberliga“, so Jaeschky weiter.

Bereits am Samstag reisten die Heckengäuer ins knapp drei Stunden entfernte Dornbirn an und bereiteten sich im dortigen Olympiazentrum auf die anstehende Spitzenbegegnung vor. Am Sonntagnachmittag trafen dann die beiden Teams in der Sportmittelschule in Hohenems aufeinander. Am Boden trumpften die Gäste aus dem Schwabenland gleich ordentlich auf. Der 20-jährige Lukas Unger (14,55 Punkte) überzeugte die Unparteiischen im Duell mit dem Vorarlberger Fabio Sereinig (13,15 Punkte) mit exakten Landungen und nahezu fehlerfreien Ausführungen. Die 1,4 Punkte Unterschied zugunsten von Unger brachten der WTG vier Score-Punkte ein.

Das Pauschenpferd konnte die WTG mit zehn zu fünf Score-Punkten abschließen, was auf die kontinuierliche Leistungssteigerung der Heckengäuer an diesem Gerät zurückzuführen sei, erklärte Jaeschky. Eindrucksvoll bewies dies unter anderem Philipp Lutz. Eine gesprungene ganze Schere, ein Zweidrittelwandern mit Kreisflanken über den Pferdrücken und ein sicherer Abgang aus der Kreisflanke über den Handstand, trugen zu seiner Wertung von 13,40 Punkten bei. Sein Kontrahent Gino Vetter erreichte nur 13,05 Zähler, was zu zwei Score-Punkten für Heckengäu führte. An den Ringen und am Barren musste die Gemeinschaftsriege federn lassen. Beide Geräte gingen deutlich an den fairen Gastgeber. Ähnlich wie beim Bezirksligawettkampf der WTG II letzte Woche, sollte die Entscheidung über Sieg oder Niederlage am Reck fallen. Neben der individuellen Leistung der Turner waren nun auch die Taktiker beider Teams gefragt.

Lovis Spiess legte am Königsgerät vor und holte gegen Gino Vetter zwei Score-Punkte. Unentschieden ging das Duell zwischen Manu Tschur und Florian Schmidle aus. Eine kleine Unachtsamkeit von Christian Marques verhalf seinem Duellpartner Joel Jauk zu drei Scores. Damit rückten die Vorarlberger gefährlich nah heran. Das letzte Duell sollte nun den Ausschlag geben. Der Österreicher Fabio Sereinig lieferte eine bundesligareife Vorstellung ab, die von einem dreifachen Rückwärtssalto als Abgang gekrönt wurde (14,85 Punkte). Eine derart hochwertige Übung konnte keiner der verbliebenen WTG-Turner mehr toppen und so entschloss sich das Trainerteam den Mannschaftkapitän Nick Ackermann als letzten Turner ans Gerät zu schicken. Es galt nun Schadensbegrenzung zu betreiben. Ackermann erfüllte seine Aufgabe dank Nervenstärke und sehr sauberer Ausführung (13,05 Punkte). Der letzte Mann-gegen-Mann-Vergleich bescherte den Vorarlbergern vier Punkte und sorgte gleichzeitig für Erstaunen: ein Unentschieden stand zu Buche.

Die Heckengäuer beendeten ihren ersten internationalen Wettkampf mit einem Ergebnis von 32:32 Punkten und stehen vor dem in zwei Wochen stattfindenden Ligafinale nun auf Oberligatabellenplatz drei. „Wir sind äußerst zufrieden mit unserer Leistung, da wir gegen Vorarlberg unseren besten Saisonwettkampf geturnt haben“, sagt Taktiker Yannick Weislogel. Lovis Spiess, der im Sechskampf über 80 Punkte turnte, präzisierte diese Aussage noch: „Alles war nahezu perfekt, da wir uns keine Stürze geleistet haben und unsere Taktik voll aufging“. Und so scheinen nun alle Weichen für ein erfolgreiches Ligafinale gestellt, an dessen Ende sogar ein Platz im vorderen Feld der Oberligatabelle möglich ist.